Seebad Prora, ehemals Deutsche Demokratische Republik
Wissen ist eine Gratwanderung zwischen Ohnmacht und Macht! Ohnmacht beginnt oft, wenn man anfängt zu denken. Zu vieles Wissen kann sich zerstören. Die Mächtigen spürten, etwas im Volk säuerte sich an. Sie wussten: Würde dieses Etwas die Oberhand gewinnen, würde ihre Macht zerfallen und das Volk nicht mehr bereit sein, sich lehren und lenken zu lassen. Unbehagen wuchs und die Angst vor der Ohnmacht des Volkes. Denn, was ist die Folge, wenn ein Volk plötzlich anfängt zu denken? Wenn es eine eigene Macht entwickelt, die alles Bisherige auslöschen will? |
Die Grundsätze, Leitsprüche, die auf Fahnen und
Fassaden gepinselt waren: „Einigkeit macht stark!“
Aufgabe der Mächtigen war es, alles daranzusetzen, um den erworbenen Reichtum nicht ins Wanken kommen zu lassen. Man wusste, das Volk war undankbar. Es hechelte nach Neuem, nach einem anderen Wissen, als dem, das die Macht lehrte und allmählich traten Revolutionäre ans Licht. Vorerst mit geschlossenen Augen, das wohl, doch stetig auf den Balken zuschreitend. |
(Auszüge aus: Gemauertes Land, erschienen am 19. Februar 2000 in OÖN)
Fotos © Wiltrud Hißnauer
Text © Henriette Sadler